
Mit der Ernennung zum Weltkulturerbe wird der Tatbestand gewürdigt, dass Butrint – im späten Mittelalter im Wesentlichen aufgegeben – ein herausragendes Beispiel europäischer Siedlungsgeschichte von der Antike bis ins Mittelalter ist. Seit vorgeschichtlicher Zeit – genauer gesagt seit dem Paläolithikum – wurde am Südwestufer des Butrintsees gesiedelt. Hier existierte in der Folge eine griechische Kolonie, eine römische Stadt und ein byzantinischer Bischofssitz. Mit Gewissheit kann eine Siedlungsgründung auf das 7. bzw. 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung datiert werden. Der Bau einer 650 Meter langen und 5 Meter hohen Festungsmauer erfolgte zwei Jahrhunderte danach. Anschließend errichtete man bei der Erweiterung der Stadt auch ein Amphitheater für 2000 Zuschauer. Römische Veteranen ließen sich am Butrintsee nieder, nachdem im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung römische Truppen die Stadt erobert hatten. Im Zuge der venezianischen
Herrschaft und nachhaltiger Bedrohung durch Truppen des Osmanischen Reiches wurde Butrint weiter befestigt, erhielt eine Verstärkung der Akropolis mit der dort vorhandenen Festung. Im Zuge einer 1999 erfolgten Ausweitung des Welterbes kamen die Hügel nördlich Butrints, der Bufitsee und Teile des Butrintsees hinzu. Die wesentlichen Baudenkmäler, die diese Erweiterung umfasst, sind das bronzezeitliche Kalivo, die Ruinen einer römische Villa, eines Bades und der byzantinischen Basilika von Diaporit, ein Teil der Römerstraße zwischen Vadona und Nikopolis, die Vororte des römischen Butrint aus der Zeit bis zum Ende des Römischen Reiches und die Ruinen der römischen Wasserleitung. Außerdem sind nunmehr auch die Kirche von Shën Deli und die aus dem 18. Jahrhundert stammende Festung von Ali Pascha Teil des Welterbes Butrint. Erste wissenschaftliche Untersuchungen der verschiedenen Siedlungsetappen Butrints erfolgten zwischen 1926 und 1941. In dieser Zeit fanden auch die ersten Restaurierungsarbeiten statt. Im Zuge von Bürgerkriegsunruhen nahm Butrint 1996/7 erheblichen Schaden, nachdem einige Jahre zuvor der Archäologiepark Butrint der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war.
Historische Zentren von Berat und Gjirokastra
2005 wurde das historische Gjirokastra als zweites albanisches Welterbe anerkannt. Grund hierfür ist die Tatsache, dass diese Stadt wie keine andere ein Spiegelbild des Vordringens des Islams und der osmanischen Baukunst nach Europa ist. Charakteristisch für das Stadtbild sind die aus dem 13. Jahrhundert stammende Zitadelle („Kalaja“), die 500 Meter lang und bis zu 100 Meter breit ist, und die so genannten Turmhäuser („kule“), die aus dem 17. und 19. Jahrhundert stammen.
In der kalten Jahreszeit wurde das erste Geschoss der mehrgeschossigen Bauten genutzt, bei wärmerem Wetter die zweite Etage. Die Stadtanlage selbst ist dem felsigen Terrain geschuldet. Nördlich der Zitadelle, auf der man wegen einer eigenen Wasserversorgung und unterirdischer Wasserreservoirs spielend Belagerungen übeleben konnte, befindet sich das Marktviertel, der alte Basar, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts eröffnet wurde. Zum Stadtbild gehören auch eine im 18. Jahrhundert errichtete Moschee und zwei Kirchen aus der gleichen Zeit, die St. Sotir und St. Michael geweiht sind.
Source: Weltkulturerbe
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